Johannes 3,1 - 4,30
Wunderbare Schätze sind in dem Wort Gottes verborgen, die auszugraben unsere vornehmste Aufgabe sein sollte. Wenn wir ab und zu wieder einen solchen Fund machen dürfen, gewinnen wir einen neuen Einblick in die unendliche Tiefe der göttlichen Gedanken und Pläne, des göttlichen Willens und Seiner wohl nie ganz zu ergründenden Allmacht. In der zuvorerwähnten Schriftstelle finden wir fünf Mal das Wort "muß", wenn man einmal von Kapitel 4,20 absieht, weil es dort nur in indirekter Rede vorkommt. Luther übersetzt diesen Vers übrigens "da man anbeten solle."
1. Ihr müsset von neuem geboren werden (Joh. 3,7) Zunächst wird uns die für jeden Menschen unumgängliche Notwendigkeit neu geboren zu werden vorgestellt, der seine Augen nicht am "Ort der Qual" (Luk. 16,28) oder im "Gefängnis" (1. Petr. 3,19) aufschlagen und seine Ewigkeit nach der Auferstehung zum Gericht nicht im ewigen Gericht (Hebr. 6,2) oder im ewigen Verderben (2.Thess. 1,9) zubringen will. Ohne die große Wende um 180°, d.h. ohne vollkommene Sinnesänderung ist die ewige Herrlichkeit (2. Tim. 2,10), das ewige Leben (Joh. 17,2.3) oder auch das ewige Erbe (Hebr. 9,15) - um nur einige Stellen zu nennen - nicht zu erreichen. Aus Hochmut des Lebens muß Demut, Sanftmut und Langmut werden, aus Knechten des Teufels müssen Sklaven Jesu Christi werden, aus Gottesleugnern oder solchen, die an Seiner Liebe kalt vorübergehen, muß schon auf dieser Erde ein königliches Priestertum werden, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum (1. Petr. 2,9). Wie aber sollte das vor sich gehen? Aus eigener Kraft und Anstrengung war das nicht möglich
2.also muß der Sohn des Menschen erhöht werden (Joh. 3,14) Gott trat selbst ins Mittel und gab Seinen eingeborenen, vielgeliebten Sohn in den Tod, auf daß jeder, der an Ihn glaubt, ewiges Leben habe. Mit der Aufforderung zur neuen Geburt gab Gott in Seiner Gnade gleichzeitig auch - eingedenk unserer Unfähigkeit - das Heilmittel: "Wer Jesum im Glauben am Kreuze erblickt, wird heil zu derselbigen Stund!"
3. Er muß wachsen, ich aber abnehmen (Joh. 3,30) Laßt uns diese Stelle ruhig einmal ganz wörtlich nehmen: Wenn wir den Kreuzestod unseres Herrn für uns persönlich in Anspruch genommen, Ihm unsere Sünden bekannt haben und Er uns Vergebung, Frieden, Freude und ewiges Heil geschenkt hat, dann möchte Er gern unser Leben ganz beherrschen und das alte ICH aus der Zeit vor unserer Bekehrung ablösen, verdrängen; es sollte immer mehr abnehmen, damit Er in uns wachsen kann. Drei Stücke sind dazu notwendig: das Lesen des Wortes (Ps. 1,2), die tägliche Fußwaschung (Joh. 13) und die Pflege der Gemeinschaft mit Ihm durch das Gebet. Wenn wir in unserem Leben dem Wirken des Heiligen Geistes so weit Raum gegeben und uns dem göttlichen Willen unterstellt haben, dann wird der Herr auch Gnade geben, daß ebenfalls das vierte "muß" bei uns gefunden wird; denn es resultiert praktisch aus den ersten drei:
4. Er mußte aber durch Samaria ziehen (Joh. 4,4)
Es war kein geographisch bedingtes "muß", das den Herrn veranlaßte, durch Samaria zu ziehen. Man empfindet es deutlich, wenn man aufmerksam liest, daß Er diesen Weg wegen der besonderen Begegnung wählen mußte, über die in diesem Kapitel berichtet wird. Kostbarkeiten fehlten uns, wenn wir dieses Zwiegespräch nicht im Wort hätten! Philippus wäre sicherlich noch gern in Samaria geblieben, wo er das Evangelium mit Erfolg verkündete. Nein, er mußte auf den öden Weg, der von Jerusalem nach Gaza hinabführte; denn dort hatte der Herr eine Aufgabe für ihn. Sehen wir auch unsere Aufgabe vom Herrn stets so klar? Lassen wir uns ebenfalls von dem guten Heiligen Geist so leiten? Der Herr Jesus möchte, daß Er uns jeweils auf ziem Platz findet, auf den Er uns gestellt hat, damit wir Seine Stimme vernehmen können, wenn Er uns eine neue Aufgabe oder ein neues Aufgabengebiet zuteilen will. Der Heilige Geist kann dem aufmerksamen Jünger auch einmal ein Hindernis in den Weg legen: "Sie durchzogen aber Phrygien und die galatische Landschaft, nachdem sie von dem Heiligen Geiste verhindert worden waren, das Wort in Asien zu reden; als sie aber gegen Mysien hin kamen, versuchten sie nach Bithynien zu reisen, und der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht" (Apg. 16,6). Wie schade ist es auch in solch einem Fall, würde man den Wink des Geistes überhören! Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang die bedingungslose Bereitschaft Abrahams in 1. Mose 22: "... und Er sprach zu ihm: Abraham! Und er sprach: Hier bin ich!" Wenn Gott uns so Schritt für Schritt weiterführen kann, damit wir dem Bilde Seines Sohnes gleichförmiger werden (Röm. 8,29), dann will Er uns schließlich auch zeigen, wie wir Ihn anzubeten haben. Das ist Ihm keinesfalls gleichgültig - Er ist ein Gott der Ordnung:
5. ... die Ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten (Joh. 4,24) Unser Lob und unser Dank können nur schwach und unvollkommen sein. Es sollte aber unser Bemühen sein, mit der nur Ihn verherrlichenden Geisteshaltung und in Aufrichtigkeit des Herzens Dank, Preis und Anbetung darzubringen für das große Erlösungswerk von Golgatha, durch das wir Hirnmelsbürger, Könige und Priester geworden sind, ja, durch das wir sogar in ein Kindschaftsverhältnis zu dem Schöpfer der Erde gekommen sind. Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blute, und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (Offb. 1,5b-6) Nur noch ein kurzer Hinweis: Solltest Du, lieber Leser, die eingangs beschriebene Wandlung Deiner Gesinnung noch nicht vollzogen haben und demzufolge diesen anhand der fünf "muß" dargelegten Weg noch nicht beschreiten, also auch nicht in diesen herrlichen Lobpreis einstimmen können, dann stehe heute still und befolge das erste "muß". Schiebe nicht weiter auf und entscheide Dich für IHN! Gott wertet Dich so hoch, daß Er Dir die Freiheit zur eigenen Entscheidung gegeben hat.
|