Vom Lesemuffel zur Leseratte Als meine Mutter erfuhr, dass ich eine Stelle als Lehrer an einer Förderschule bekommen hatte, meinte sie sehr amüsiert: „Du und Lehrer, wenn das deine früheren Lehrer wüssten, die würden die Krise bekommen!“ So ähnlich verhielt es sich auch mit meinem Interesse an Büchern. Vor meinem 20. Lebensjahr waren Bücher für mich nicht besonders reizvoll – im Gegenteil, ich ging ihnen eher aus dem Weg. Doch dann ging ich 1998 auf eine Bibelschule in Marburg. Im Gepäck hatte ich eine „Gute Nachricht Bibel“, ein Andachtsbuch mit eher seichtem Inhalt und den Kommentar von William MacDonald zum NT. In meinem Zimmer stand ein großes Bücherregal und ich wusste gar nicht, was ich mit dem ganzen Platz machen sollte. Durch eine persönliche Krise und einige Auseinandersetzungen in dieser Bibelschule fing ich an, intensiv in der Bibel zu lesen und sie zu studieren. Ich legte die „Gute Nachricht Bibel“ beiseite und nahm mir die „Elberfelder Bibel“ meines Vaters, der zwei Jahre zuvor zum Herrn gegangen war. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir, wie ich zehn Monate lang ausführlich, Morgen für Morgen, das Markus-Evangelium studierte. Der Herr wurde mir so groß, als ich mich mit Ihm beschäftigte. Dies war ein sehr ergiebiges Bibelstudium meines (noch jungen) Lebens! Deswegen ist die Bibel das Buch, das mein Leben mehr als alles andere geprägt hat und prägen soll. Ein Freund empfahl mir in dieser Zeit ein Andachtsbuch von Oswald Chambers: „Mein Äußerstes für sein Höchstes.“ Ich war solch einen schweren Inhalt nicht gewohnt und musste die Andachten oft dreimal lesen, bis ich überhaupt nur ein bisschen von dem verstand, was der Autor sagen wollte. Auch wenn ich mich an vieles nicht mehr erinnern kann, prägte dieses Andachtsbuch doch meinen weiteren Lebensweg. Es forderte zur vollständigen Hingabe an den Herrn auf – mein Gewissen wurde „geeicht“. Später lernte ich „Auf dein Wort“ von C.H. Spurgeon kennen – meiner Ansicht nach das beste Andachtsbuch. Während die Auseinandersetzungen an der Bibelschule immer heftiger wurden, bekam ich ein Buch von Spurgeon in die Hand. Ich kannte diesen Autor durch meinen Vater, der ein großes Vorbild für mich war. Dieses kleine Buch hieß „Es steht geschrieben“ und zeigte mir, wie wichtig es ist, Gottes Wort zu vertrauen und sich nicht dem bibelkritischen Zeitgeist zu beugen. Mich beeindruckte der leidenschaftliche Appell Spurgeons in diesen feurigen Predigten, sich bedingungslos an Gottes Wort zu halten. Danach las ich gleich seine Autobiographie und auch ein eher unbekanntes Buch von Ian Murray: „Spurgeon wie ihn keiner kennt!“ Dort geht es um die drei Kontroversen, in welchen Spurgeon Zeit seines Lebens stand. Was mir dabei besonders wichtig wurde: Heute wird oft gesagt, die Liebe eint und die Wahrheit trennt. Aber mir wurde u.a. durch das Vorbild Spurgeons klar, dass man in leidenschaftlicher Liebe zum Herrn für Seine Wahrheit einstehen muss – und das zu allen Zeiten! Biographien – „Da ihr eine so große Wolke von Zeugen habt …“ Heute hört man oft die Worte: „Wir haben keine geistlichen Vorbilder mehr!“. Doch die Bibel ist voll mit guten Vorbildern und die Lebensbilder der Bibel zu studieren ist ein großer Gewinn! Außerdem entdeckte ich, dass in den Biographien ein großer Schatz zu heben war. Diese Lebensbilder beschämten mich einerseits, da sie mein laues Leben als Christ aufdeckten. Sie ermutigen mich jedoch auch, dem Herrn ohne wenn und aber zu folgen, für Ihn allein zu leben und damit zu beginnen, Ihm in besonderer Weise in den kleinen Dingen treu zu sein. Nach Spurgeons Biographie las ich wenig später das Lebensbild von Keith Green mit dem Titel „Kompromisslos“. Mich beeindruckte sehr, wie Keith Green mit dem Herrn lebte, wie er Ihn liebte und Ihm von ganzem Herzen radikal folgte. Sein – leider sehr kurzes – Leben war wie der Titel seiner Biographie: kompromisslos! Die Biographie, welche mich am meisten beeindruckt, geprägt, herausgefordert und beschämt hat, war die von Jim Elliot: „Im Schatten des Allmächtigen.“ Die Ausgabe, die ich damals las, war schon vergilbt und über 20 Jahre alt. Nachdem ich die ersten Seiten gelesen hatte und völlig überrascht feststellte, dass der junge Mann, um den es ging, umgebracht wurde, legte ich dieses Buch aus Ergriffenheit erst mal zur Seite. Anschließend las ich es in einem Zug durch. Seine Tagebuch-Aufzeichnungen und sein hingegebenes Leben waren mir ein großer Ansporn. Seit dieser Zeit habe ich die Biographie Jim Elliots schon mehr als fünfmal gelesen. Denn wo liest man solche Sätze von einem etwa 20jährigen: „Der ist kein Tor, der hingibt, was er nicht behalten kann, auf dass er gewinne, was er nicht verlieren kann.“ „Herr, zünde an den toten Reisighaufen meines Lebens, gib dass ich aufflamme und für dich verbrenne. Verzehre mein Leben, Gott, denn es ist Dein. Ich trachte nicht nach einem langen Leben, sondern nach einem erfüllten, gleich Dir, Herr Jesus.“ „Herr gib mir Gedeihen, nicht dass ich hohen Rang erlange, sondern dass mein Leben ein offenes Zeichen dafür sei, was es bedeutet, Gott zu kennen.“ Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt! Das Buch „Durchs Tor der Herrlichkeit“, wo es um Jim Elliot und die anderen „Märtyrer“ von Ecuador (Ed McCully, Roger Youderian, Pete Flemming, Nate Saint) geht, verschlang ich ebenfalls mit großem geistlichen Gewinn. Ich erinnere mich noch an eine Vorlesung im Fach Sozial-Management, die ich während meines Studiums an der Uni in Kassel besuchte. Diese Vorlesung war stets so langweilig, dass es einem wirklich um die Zeit Leid tat. Einen Tag vor Beginn der Vorlesungen fing ich an, das Buch „Herren der Erde“ von Don Richardson zu lesen. Dieser Missionsbericht schildert das Leben von Stan Dale. Die Hingabe dieses Mannes, seine Hartnäckigkeit, Ausdauer und Leidenschaft allein für den Herrn zu leben sind mir unvergesslich geblieben. Ich konnte dieses Buch gar nicht mehr weglegen. So las ich sogar während der Vorlesung weiter. Als ich zu der Stelle kam, wo Stan Dale sich seinen Verfolgern in den Weg stellte und mit mehr als 50 Pfeilen von ihnen niedergestreckt wurde, kamen mir die Tränen. Ich dachte, hoffentlich sieht mich keiner. Wenn der Professor es bemerkt hätte, wäre er vielleicht zu einer falschen Schlussfolgerung gekommen und hätte gedacht: „So ergriffen war noch nie jemand in meiner Vorlesung.“ Während dieser Professor von irgendwelchen Management-Sachen redete, war ich in meinen Gedanken in Irian Yara und zählte die Pfeile, die eines meiner größten Glaubensvorbilder niederstreckten! Es wären noch viele Biographien zu nennen, wie die von Hudson Taylor, John Paton, C.T. Studd, William Carrey, George Whitefield, R.C. Chapman, Watchman Nee, William Booth, John Bunyan, Amy Carmichael, J. O. Fraser, H.A. Ironside, etc. – alle waren für mich ein großer Segen und haben mein Leben geprägt. Ich bin Gott unendlich dankbar für sein Wirken in diesen Männern und Frauen Gottes! Ich kann jedem Christen nur empfehlen: „Lies jede gute Biographie, die du bekommen kannst!“ Dass ich den Wert von Biographien kennen und schätzen lernen durfte, habe ich auch einem Bruder zu verdanken, der mir in seinen herausfordernden Predigten die erwähnten Biographien lieb machte, so dass ich gar nicht anders konnte als mir nach den Vorträgen diese Bücher zu kaufen! Vor kurzem las ich die Biographie von Tony Anthony: „Den Tiger zähmen“. Ein Buch, das von der ersten bis zur letzten Minute spannend geschrieben ist und auch die Tiefen des Christenlebens nicht verschweigt. Watchman Nee und William MacDonald … Während meiner Zeit an der Bibelschule hatten die Bücher von Watchmann Nee einen großen Einfluss auf mich: „Der normale Mitarbeiter“, „In der Welt nicht von der Welt“, „Zur Ehre Gottes Leben“, „Unter der Autorität Gottes“, „In Hingabe Leben“, etc. bewirkten wichtige Weichenstellungen in meinem Leben. Besonders dankbar bin ich dem Herrn für die Bücher von William MacDonald. Sein herausfordernder, einfacher Schreibstil, Wichtiges kurz zu fassen, ist für mich bis heute ein großer Gewinn. Bücher wie „Wahre Jüngerschaft“, „Nimm mein Leben“, „Denk an deine Zukunft“, „Leben über dem Durchschnitt“, „Der vergessene Befehl – seid heilig“, „Trachtet zuerst …“ und „Achte auf den Unterschied“ haben tiefe Spuren in meinem Glaubensleben hinterlassen. Diese Bücher haben ebenfalls mein Gewissen geeicht, mich ins Licht Gottes gestellt und mir deutlich gemacht: „Vergeude dein Leben nicht – lebe es ganz für den Herrn!“ Auch in lauen Phasen meiner Nachfolge schlägt mein Gewissen Alarm, weil ich u.a. durch MacDonald den biblischen Maßstab auf mein Leben angelegt bekommen habe! Ein Buch von William MacDonald möchte ich noch herausheben: „Seiner Spur folgen – Anleitungen zur Jüngerschaft.“ Dieses Buch bildet eine Art geistliches Vermächtnis. Es ist so wunderbar praktisch geschrieben und deckt alle Lebensbereiche eines Jüngers ab! Nicht zuletzt wurde ich auch durch die Lektüre des Andachtsbuchs „Licht für den Weg“ und den Kommentar zum NT reich beschenkt. Ich kenne keinen Kommentar zum NT, der so seelsorgerlich, klar, gut und herausfordernd geschrieben ist wie der von William MacDonald. Dieser Kommentar gehört meines Erachtens in jedes christliche Haus! Der Herr Jesus hat unseren lieben Bruder William MacDonald Ende des Jahres 2007 nach einem reichen Leben in der Nachfolge Jesu heimgerufen. Wie glaubwürdig war sein Leben und wie viel Segen hat unser treuer Herr durch diese Bücher fließen lassen – die Ewigkeit wird es zeigen! Auch hier kann ich nur jedem Leser empfehlen: „Lies die Bücher von William MacDonald! Sie werden ein großer Gewinn für dein Leben sein!“ Das rechte Buch zur rechten Zeit Es gibt noch viele weitere Bücher, die ich hier nennen könnte – rückblickend kann ich aber dankbar bezeugen, dass der Herr mir immer zur rechten Zeit das rechte Buch gegeben hat. Er ist wirklich ein treuer Gott! Ein wichtiges Prinzip, das ich von Georg Müller gelernt habe, ist jedoch, dass wir die Bibel allen anderen Büchern vorziehen sollen. So werden wir den Herrn Jesus besser kennen lernen und mit Überzeugung sagen können: „Wir sahen seine Herrlichkeit!“ (Joh 1,14).
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